Rudolf Bolek besuchte die Lehrerbildungsanstalten in Bielitz und Czernowitz und wurde anschließend Lehrer in Weinbergen. Nach dem 1. Weltkrieg arbeitete er als Lehrer in Lemberg und besuchte die Lehrerakademie in Wien (1920/ 21).
Bereits 1919 war Bolek in den Vorstand der landwirtschaftlichen Genossenschaft gewählt worden und hatte dort so viel Initiative und Tatkraft entwickelt, dass ihm der Verbandstag am 02.02.1922 das Amt des Verbandsanwaltes übertrug. Mit dieser Stellung rückte Bolek in die obersten Führungsgremien der Galiziendeutschen auf und wurde zu einem der entscheidenden Faktoren in ihrem öffentlichen Leben.
Bolek verließ 1922 den Schuldienst und stellte sich mit ganzer Kraft in den Dienst der genossenschaftlichen Organisation, die er trotz vieler Hindernisse zu einer der stärksten Bastionen der Deutschen in Galizien und Wolhynien ausbaute.
Als Theodor Zöckler nach seiner Wahl zum Superintendenten (1924) den Vorsitz im „Deutschen Volksrat“ aufgab, um sich nur noch der Kirche zu widmen, war Bolek auch die Führung im „Deutschen Volksrat“ zugefallen, der nach der Schließung des „Bundes der christlichen Deutschen“ als eine lose Vereinigung der führenden Persönlichkeiten des Landes bestehen blieb und als höchstes Führungsgremium der Galiziedeutschen fungierte.
Bolek war kein Nationalist, sondern sah auch die Schwächen der deutschen Volkstumsorganisation und ihre Grenzen, bis zu welchen sie gehen und Forderungen stellen durften. Er gab daher auch den Polen, was ihnen gebührte. Andererseits setzte er sich für die Erhaltung und den Ausbau des Erreichten und Möglichen ein und vertrat die Volksgruppe nach innen und außen mit der ihm eigenen Willenskraft. Bolek hat sich auch nicht gescheut, Zöcklers Haltung in einer Reihe von Fragen einer Kritik zu unterziehen.