Die Gründung der Lemberger evangelischen Gemeinde am 16.10.1778, also zu einer Zeit, als noch nicht einmal die Rede von der Josephinischen Einwanderung war, ist insbesondere ein Verdienst des Kaufmannes und Industriellen Johann Friedrich Preschell. Die evangelische Gemeinde in Wien wurde erst vier Jahre später gegründet. Preschell leitete die Arbeit des Kirchenvorstandes (Vorsteher von 1778-1803) und schuf für die Gemeinde eine Geschäftsordnung, ohne auf entsprechende Weisungen der Kirchenzentrale in Wien zu warten. In seinem Haus fanden über Jahre die Gottesdienste statt, und er war auch Urheber des Gesuchs um Genehmigung des ersten evangelischen Seelsorgers:
Preschell unterstützte die Gemeindearbeit, den Bau einer Kirche und eines Pfarrhauses mit beträchtlichen finanziellen Zuwendungen. Die Lemberger Gemeinde war seit ihren Anfängen die mit Abstand bedeutendste evangelische Gemeinde Galiziens, das Herz und Hirn und der starke Motor für alle weiteren Entwicklungen des evangelischen Lebens in Galizien.
Lemberg war fast ein Jahrhundert lang auch Sitz der obersten evangelischen landeskirchlichen Behörde. Von Cerulli bis Grafl (1788-1901) waren alle evangelischen Pfarrer in Lemberg Superintendenten Galiziens und der Bukowina bzw. Senioren (Cerulli und Grafl). Hier liefen die Fäden des kirchlichen Lebens der Diözese zusammen.